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Bewertungsmodelle für Organisationsstrukturen der Globalen Supply Chain

[24.02.2012]

Foto: yoshitaka / fotolia.com
In der Unternehmenspraxis basiert die Bildung der Organisationsstruktur in der Regel auf historischen Gesichtspunkten. Häufig entstanden hierbei Doppelstrukturen, Überkapazitäten und suboptimale Zuordnungen von Teilbereichen. Durch die Reorganisation der Unternehmen können deutliche Effizienzsteigerungen erreicht werden. Hierzu ist ein Benchmarking der bestehenden Unternehmensorganisation mit Organisationsmodellen von anderen Unternehmen notwendig. Die Größenstrukturen der Organisationsmodelle sollten möglichst vergleichbare Unternehmen abbilden. Ziel der Bewertung von Organisationsmodellen ist es, eine möglichst geeignete Organisationsstruktur für das eigene Unternehmen zu finden, die zu einer deutlichen Effizienzsteigerung und zu einem Abbau der Overheadstrukturen führt.

Das Konzept der Organisationsmodelle

Organisationsmodelle zeigen ein vereinfachtes Abbild der Organisations­struktur von Unternehmen. Durch die Abstraktion von einer Unternehmensstruktur zu einem Modell wird ein sinnvoller Vergleich von Unternehmensstrukturen erst ermöglicht.


Abbildung 1: Organisationsstrukturen von Unternehmen

In einem vom TCW durchgeführten Beratungsprojekt wurden die oben dargestellten Organisations­formen in Unternehmensmodellen genauer untersucht und auf ihre Geeignetheit hin bewertet. Zunächst muss eine modellhafte Abbildung der derzeitigen Ist-Unternehmensstruktur erstellt werden. Als Vergleichsstrukturen wurde prinzipiell zwischen einer Matrixorganisation und einer Unternehmens­organisation ohne Matrixstruktur unterschieden. Innerhalb der Matrixstruktur galt es fünf Organisationsmodelle näher zu untersuchen. Diese sind: eine Optimierung der bestehenden Organisationsstruktur, ein Hybrid Design, eine Regionalisierung, eine Component lines Struktur (mit Regionen), ein Hybrid Design, eine funktionelle Struktur, eine Regionalisierung und eine Component lines Struktur ohne Regionen. Letztere stellt eine Unternehmensorganisationsform dar, die vollständig auf eine Matrixstruktur verzichtet.

Die Vorgehensweise zur Bewertung von Organisationsmodellen

In dem vom TCW durchgeführten Beratungsprojekt wurde zur Ermittlung der geeignetsten Organisationsform ein ausführliches Bewertungsmodell entwickelt.


Abbildung 2: Bewertungsmodell zur Ermittlung der geeignetsten Organisationsform

Im ersten Schritt erfolgt eine dezidierte Analyse der Ausgangssituation. Es werden hierbei die Unternehmensprozesse und Strukturen verstanden und die organisationellen Erfordernisse des Unternehmens ermittelt. Hierdurch wird verhindert, dass eine Reorganisation der Organisations­struktur die unternehmensspezifischen Erfordernisse nicht erfüllen kann. Eine ausführliche Analyse der Ist-Situation ist hierfür unerlässlich. Anschließend wird die Erarbeitung von strategischen Guidelines vorgenommen. Hierunter werden die Ziele der Organisationsbewertung, der Modell­bildung und der Umstrukturierung subsumiert. Auf Basis dieser Guidelines werden anschließend die Organisationsmodelle erarbeitet. Um die Bewertung vornehmen zu können, müssen zunächst geeignete Bewertungskriterien gebildet werden. Auch diese müssen sich an den strategischen Guidelines orientieren um eine Verbesserung der Organisationsstruktur erreichen zu können. Anschließend erfolgt eine Bewertung der einzelnen Organisationsmodelle. Die Bewertung muss dabei von den Mitgliedern des Top-Managements erfolgen. Hierbei ist darauf zu achten, dass einzelne Organisationsbereiche keine Übermacht in Form von mehreren Teilnehmern an der Bewertung erhalten, da sonst eine Verschiebung der Bewertungsergebnisse entsteht. Um das Ergebnis transparent und aussagekräftig darstellen zu können, ist eine Zuordnung der Bewertungskriterien auf zwei Hauptfaktoren zu empfehlen. Die Faktoren sind dabei so zu wählen, dass beide Faktoren möglichst die gleiche Anzahl an Bewertungskriterien erhalten. Eine Gewichtung der Bewertungskriterien kann vorgenommen werden. Bei zahlreichen Evaluationen kam man allerdings zu dem Ergebnis, dass die Gewichtung die Evaluation verkompliziert und kaum Einfluss auf das Gesamtergebnis besitzt.


Abbildung 3: Kriterien zur Bewertung der Organisationsmodelle

Die Zuordnung der Ergebnisse auf die Faktoren erfolgt, indem die Summe der Evaluierungsergebnisse auf den jeweiligen Faktoren abgetragen wird. Wurde eine Gewichtung vorgenommen, so ist dementsprechend die gewichtete Summe je Faktor zu bilden. Die Zuordnung der Bewertungs­kriterien zu den Faktoren ist von hoher Bedeutung.


Abbildung 4: Zuordnung der Bewertungskriterien zu den Faktoren

Nur durch eine sinnvolle Zuordnung oder durch mathematische Verfahren (Haupt­komponenten­analyse) kann ein aussagekräftiges Bewertungsergebnis dargestellt werden. Im dargestellten Beispiel wurden die Faktoren Effizienz und Implementierung/Regionalisierung gebildet. Gemäß der Darstellung im Portfolio sind die Organisationsmodelle im Feld I. am besten für das Unternehmen geeignet. Somit ist zwischen einer Optimierung der Ist-Organisation und einem vollständigen Component line Ansatz zu wählen. Auf Basis dieser Bewertung wurde eine vollständige Umstrukturierung zu Component lines vorgenommen. Dementsprechend erhalten die Segmente des Unternehmens eine vollständige Gewinn und Verlust Verantwortung.

Ergebnisse der Reorganisation

Das Konzept der Bewertung von Organisationsmodellen ermöglicht die Erreichung erheblicher Einsparpotenziale und Leistungssteigerungseffekte, die sich in den Kennzahlen der Organisations­effizienz darstellen lassen. Durch die Umstrukturierung der historisch gewachsenen Organisation lässt sich der Overhead deutlich reduzieren und eine nach Effizienzgesichtspunkten orientierte Verantwortungsstruktur erreichen. Bei bisher durch das TCW durchgeführten Projekten konnte die Organisationseffizienz um durchschnittlich 24% gesteigert werden.


Abbildung 5: Effizienz der Organisationsmodelle

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